DIE GESCHICHTE DER ZELLER BLASMUSIK

In den pfarramtlichen Abrechnungen des Jahres 1796 finden wir erste Aufzeichnungen über eine Musikgesellschaft in Zell. In Büchern der Armenstiftung vor 1850, in der Pfarrkirchenstiftung um 1860 und später in der Pfarrgemeinde im Pfarrhof in Zell, geben Aufzeichnungen weitere Aufschlüsse über das Bestehen der Musikgesellschaft Zell. Es wurden in dieser Zeit an Musiker jährlich in der damaligen Währung (Gulden, Kreuzer, Taler) verschiedene Beträge bezahlt. Auch Rechnungen aus den Jahren 1865/67 von ausgeführten Reparaturarbeiten an Musikinstrumenten (Bombardon, Clarinette, Bass- und Normaltrompete, Waldhorn, Violinen usw.) von Georg Fähnle aus Grönenbach sind Zeugnisse der bestehenden Musikgesellschaft.

Die Auftritte für die Musik waren in den Ursprungszeiten überwiegend kirchliche Anlässe, z.B. musikalische Umrahmung von Gottesdiensten, Fronleichnam, im Juli Armenseelen-Bruderschaftsfest, Prozessionen, Hochzeiten und Beerdigungen. Bei Tanzveranstaltungen mußte von der "Pfarrgemeinde" eine Tanzmusikbewilligung eingeholt werden. Sie war kostenpflichtig und diese Art Tanzsteuer wurde mit Genehmigung des Bezirksamtes Memmingen der Armenstiftung (Kirche) zugeführt

Von der Gründungszeit bis zum Jahre 1970 bestand eine Streichmusik mit fünf Violinen. In den früheren Jahren wurde die Chormusik durch das Mitwirken von zwei ventillosen Waldhörnern bereichert. Zeugnis enger Beziehungen zwischen Streichmusik und Blechmusik gibt ein Bild aus dem Jahre 1932, hier sind von fünf Streichmusikern vier aus der Musikkapelle.

Ein wertvoller Beweis in der Geschichte der Zeller Blasmusik ist das Bild von 1896 mit zehn Musikanten. Die fünf älteren und jüngeren Herren sind nach fachkundiger Beurteilung für die damalige Zeit eine ideale Besetzung. Für unseren Ort Zell und im regionalen Vergleich konnte unsere Musikkapelle mit einem reichhaltigen Repertoire aufwarten. Die Leitung und Verantwortung für die Musikgesellschaft Zell lag auch vor dem offiziellen Chronikbeginn bei Einzelpersonen, in der Regel beim Dirigenten. Durch Unterschriften auf Belegen im Pfarrhof waren dies: Leander Vogler, Xaver Hörberg, Josef Vogler. Ein Verein lebt von Idealisten. Ein solcher war Konrad Schönauer I. Er leitete die Musikkapelle Zell von 1905 bis 1930 und half, wenn Not am Mann war, in der Musik Woringen und Grönenbach aus.

Durch den Krieg 1914/18 und dem Ausscheiden aktiver Mitglieder aus Altersgründen war die Musikgesellschaft im Jahre 1921 gezwungen, um Nachwuchs zu werben, was mit dem Bild von 1925 dokumentiert ist. 1930 ist in der Chronik die Wahl des I. Musikmeisters Josef Mendler, II. Musikmeister Xaver Wilhelm, Kassier und Schriftführer Oswald Wilhelm aufgezeichnet. Die Musikkapelle Zell war in den 30er Jahren - sie bestand aus elf jungen Musikanten - sehr aktiv. Sie bestritt viele Konzerte und Auftritte. 55 Musikproben war der Jahresdurchschnitt. Am 8. und 9. Juli 1933 hatte man an den Wertungsspielen und am Musikfest in Memmingen teilgenommen. Unsere Kapelle war zu dieser Zeit Mitglied im Süddeutschen Musiker-Verband e.V. Heidenheim a.d.Brenz. Der Beitrag für 11 Aktive lag bei 1,10 RM, bezahlt am 13.03.1934.

Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Zeit - der Zweite Weltkrieg war in vollem Gange - wurden im Dezember 1939 die ersten und 1940 fast alle Musiker zum Militär eingezogen. Bald kam die traurige Nachricht vom Tod des Musikers Georg Wegmann, gefallen am 19.12.1941 in Rußland. Vinzenz Mohrherr wird seit dem 13.07.1944 in Rußland vermißt und Oswald Wilhelm seit August 1944 in Rumänien. Der letzte Musikersoldat kehrte 1948 aus der Kriegsgefangenschaft heim.

Die Musikkapelle mußte wieder aufgebaut werden. Unter der Leitung von Dirigent Josef Mendler fingen im März 1948 sieben Burschen an, ein Musikinstrument zu erlernen. Bereits am Pfingstfest 1949 gab die Kapelle das erste Konzert, und die alljährlich wiederkehrenden Veranstaltungen und Feiern konnten wieder musikalisch umrahmt werden. Im März 1954 zog unser langjähriger I. Trompeter und Dirigent Josef Mendler nach Bodelsberg. Die Mitglieder der Musikkapelle wählten eine neue Führung. Dirigent wurde Johann Albrecht, Schriftführer Paul Wilhelm und Kassier Franz Grauer.

Die Musikproben fanden bis zu dieser Zeit in den privaten Häusern der Musikanten statt. Nicht zu vergessen sind hierbei das Bier und der gute Most. Unvergeßlich sind auch die Musikproben und die Stunden danach beim Fischerwirt in der Mitte der 50er Jahre.
Am 14. Oktober 1960 übergab Dirigent Johann Albrecht den Taktstock an Siegfried Wilhelm. Das Mitglied Josef Vogler stellte für zwei Jahre in seinem Haus im Oberdorf einen Raum für die Probearbeit der Kapelle zur Verfügung. Im Jahresverlauf wurden zu dieser Zeit ca. 40 Musikproben getätigt und um 20 Auftritte bestritten. Die Probenarbeit erfolgte ab 05.04.1963 im Keller des Schulhauses. Nach der Schulreform zogen wir am 10.08.1973 in den oberen Schulsaal ein, in dem wir uns bis heute noch befinden.

Am 01.02.1978 entschloß sich die Zeller Blasmusik, dem Allgäu-Schwäbischen Musikbund Bezirk 6 beizutreten. Am 13.01.1992 gab sich der Verein eine Satzung und wurde am 30.04.1992 als Zeller Blasmusik e.V. mit Sitz in Grönenbach, Ortsteil Zell, in das Vereinsregister beim Amtsgericht Memmingen eingetragen. Die Gemeinnützigkeit wurde uns vom Finanzamt Memmingen zuerkannt.

Ein großer Wunsch war die Anschaffung einer Tracht. Er ging im Juni 1967 in Erfüllung. Die Tracht bestand aus dunkler Hose, roter Weste, hellgrüner Jacke und dunklem Allgäuer Hut. 1973 wurde die lange Hose durch eine dunkle Bundhose ersetzt. 1994 war eine Neueinkleidung der aktiven Mitgliedern unumgänglich. Wir entschlossen uns für Haferlschuhe, weiße Strümpfe, dunkle Lederbundhose, Trachtenhemd, blaue Weste, rostbraune Jacke und einen dunklen Hut.